Im Jahr 2018 hatte der Dokumentarfilm „Der Chronist“ über die Geschichtsarbeit von Willi Waibel und osteuropäische Zwangsarbeiter in Singen und Umgebung seine erfolgreiche Premiere. Inzwischen wurde der Film auch in Kiew, Warschau, Lodz und Berlin gezeigt. In seiner Heimatstadt ist der Ehrenbürger Wilhelm Waibel weithin bekannt, auch als immer noch aktiver Zeitzeuge in Erinnerung an die Greuel der Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges. Aber besitzt sein Lebenswerk, die Aufarbeitung des Unrechts an den „Sklaven Hitlers“, die Versöhnung und Entschädigung mit diesen Opfern über Singen und den Hegau hinaus eine Bedeutung? Mittlerweile wird an vielen Orten an die ehemaligen Zwangsarbeiter erinnert. In der Ukraine und in Polen beherrschen ganz andere Themen die tagespolitischen Debatten. Wie reagierten die Zuschauer dort auf den Film? Wie lockt man ein von Kultur verwöhntes Berliner Publikum zu einem Dokumentarfilm über die süddeutsche Provinz? So viel sei hier bereits verraten: in der Bundeshauptstadt war die Vorführung ebenfalls ein grosser Erfolg. Diese Fragen über die Reaktionen nach den Aufführungen beantworten der Regisseur Marcus Welsch und Wilhelm Waibel im Gespräch mit Michael Greuter am Mittwoch, den 20. November 2019 um 19.30 Uhr in der Buchhandlung Greuter in Singen.
Zugleich wird die nun veröffentlichte DVD des Dokumentarfilms vorgestellt, nachdem es immer wieder Nachfragen danach gab. Die spannende Gesprächsrunde wird durch Ausschnitte aus dem Film ergänzt.
Über den Film
Der Dokumentarfilm „Der Chronist“ verfolgt die Spuren polnischer und ukrainischer Zwangsarbeiter 1939 bis 1945 in das Deutsche Reich, die Aufarbeitung und besonders die Versöhnung seit den 1960er Jahren. Der Film wird als Beitrag zum mahnenden Gedenken an den brutalen Überfall des Deutschen Reiches auf die Republik Polen am 1. September 1939 gefördert und in Warschau und Lodz gezeigt. Damit findet eine wichtige und unerlässliche Öffnung des scheinbar „kleinen“ und „nur“ lokalen Themas aus der Hegauer Industriestadt Singen in die Metropolen des heutigen Polens statt. Das ist wichtig und richtig, denn Krig, Diktatur und Unrecht gab es auch jenseits der grossen Zentren – und Aufarbeitung kann überall ihren Anfang nehmen, ebenso wie ein würdevolles, friedliches und versöhnendes Gedenken.
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