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1945 - 1948

Förderverein Theresienkapelle Singen e.V

Kriegsgefangenenlager

In den Jahren zwischen 1945 und 1948 entschied die französische Militäradministration über die weitere Nutzung des Lagers. Nach dem Rücktransport der Zwangsarbeiter*innen wurde die vorhandene Infrastruktur für die Internierung von Nazi-Funktionären aus Singen und dem Hegau genutzt. Ab 1946 diente es dann als Lager für deutsche Kriegsgefangene. Das Lager war unter dem ersten Kommandanten als „Hungerlager“ berüchtigt. Dagegen erlangte der zweite Kommandant, Capitaine de Ligny, durch seine humanistische Haltung den Gefangenen gegenüber sehr viel Respekt. Er regte durch den Bau der Kapelle 1946/47 eine sehr frühe, vorbildliche deutsch-französische Versöhnung an. Zwischen de Ligny und ehemaligen Gefangenen bestand später viele Jahre eine enge Freundschaft. Die Nachfahren von de Ligny besuchen bis heute regelmäßig die Theresienkapelle. Das Lager für Kriegsgefangene wurde 1948 geschlossen.

Herbst 1945 bis Anfang 1946

Nach der Rückführung der ehemaligen Zwangsarbeiter*innen aus dem Sammellager in Singen bis Herbst 1945 wurden dort nachfolgend 150 Männer und 10 Frauen aus Singen und dem Hegau interniert, die sich in der NSDAP engagiert hatten oder anderweitig unter Verdacht standen, Nazis gewesen zu sein. Sie blieben dort einige Monate, dann erfolgte ein erneuter Wechsel der Lagerinsassen.

1946-1948

Ab Anfang 1946 wurde das Lager nun neu für etwa 600 bis 700 Kriegsgefangene genutzt. Es handelte sich um ehemalige deutsche Soldaten, darunter viele junge Männer, die gemäß internationalem Recht nach der Niederlage des Deutschen Reiches durch die Siegermächte in Kriegsgefangenschaft gelangten. Einige der Inhaftierten blieben nach der Entlassung aus dem Lager später in Singen. Darunter auch Georg Netzhammer (1926-2015), der den Förderverein Theresienkapelle mitgründete. Andere ehemalige Inhaftierte wie Heinz Borkowski oder Fritz Horst gründeten einen Verein ehemaliger Lagerinsassen und trafen sich in späteren Jahren regelmäßig. Das Lager hieß offiziell Dépôt secondaire de P.G. (Prisonnier de Guerre) 231/B. Es wurde am 25. September 1948 aufgelöst.

März 1946

Im März 1946 gab es einen Wechsel in der Lagerleitung. Fortan bis zur Schließung des Lagers bestimmte Capitaine Jean le Pan de Ligny (1908-1976) aus Kerglas/Bretagne über das Lager. Er verfügte über den Bau einer Kapelle, die dann am 9.11.1947 eingeweiht wurde. Diese Entscheidung führte später immer wieder zu Fragen, wer für die Kapelle zuständig sei, denn de Ligny handelte mit der Autorität der militärischen Besatzungsmacht. Es gab keine Absprachen mit der katholischen Kirche oder dem eigentlichen Eigentümer von Grund und Boden, der Georg Fischer AG.

Im Lager ließ de Ligny eine Fußballmannschaft gründen, erlaubte Theater und Varieté und ließ regelmäßig Gottesdienste abhalten. Dafür war Pfarrer Härtenstein von der Südstadtgemeinde St. Josef zuständig. Einer der Messdiener, die zu den Gottesdiensten in das Lager mitkamen, war Wilhelm Waibel.

1946/47

1946/47 erfolgte der Bau der Kapelle von deutschen Kriegsgefangenen, die im Barackenlager an der Fittingstraße untergebracht worden waren. Gründungsvater der Kapelle war der französische Kommandant Capitaine Jean le Pan de Ligny.

9. November 1947

Am 9. November 1947 wurde die neu erbaute Theresienkapelle feierlich eingeweiht. Die Handwerker und der Architekt wurden auf Tafeln im Eingangsbereich der Kapelle verewigt. Der Gefangene Heinz Ort, der Grafiker von Beruf war, hatte die Kirchenfenster, Wandgemälde und einen Kreuzweg gestaltet. Vorlagen für die Personen waren de Ligny und Mitgefangene. Für den Weihetag wurden Bodenplatten aus dem Aachbad „organisiert“, um den Eingang zur Kapelle damit auszulegen. So konnten die hohen Würdenträger des französischen Militärs, der katholischen Kirche und der Stadt Singen sicheren Weges in die Kapelle einziehen.

25. September 1948

Im Herbst 1948 wurde das Lager an der Fittingstraße aufgelöst. Eigentümerin war jetzt wieder die Georg Fischer AG, die nun als Industriebetrieb in den Besitz einer katholisch geweihten Kapelle gelangt war. Die Baracken blieben bis in die 1970er Jahre stehen und dienten immer wieder als Notunterkunft. Dann wurden sie abgerissen. Die Kapelle stand nach der Schließung des Lagers leer, vermutlich fanden nur ab und an Gottesdienste der Gemeinde St. Josef dort statt.

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Ansprechpartner

Dr. Carmen Scheide
1. Vorsitzende

Impressionen der Theresienkapelle Singen

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