Die malerische Ausstattung
Die malerische Ausstattung bildet ein in sich geschlossenes ikonographisches Programm. Vorhandene Quellen belegen, dass kirchlicherseits kein Einfluss auf dessen Gestaltung genommen wurde. Die malerische Ausstattung stammt ausschließlich aus der Hand eines Künstlers, dem als Protestant und ausgebildeten Grafiker die katholische Bilderwelt weniger vertraut war. Er hieß Heinz Ort. In einer lokalen, nahegelegenen Schreinerei in der Singener Oststadt, in der er die Rahmungen für seine sakralen und profanen Bilder anfertigte, erhielt er diverse Buchvorlagen für die religiösen Themen.
Das Konvolut besteht aus dem Kreuzweg mit vierzehn Stationen, dem Apsisbild, den seit 2006 rekonstruierten Glasfenstern und zwei Heiligendarstellungen auf den Chorflankenwänden.
APSIS
Im Motiv der Auferstehung, das zentrale Erlösungsthema in der Apsis, finden die Leidenden eine Zukunftsperspektive für ihr irdisches Dasein. Der Künstler Heinz Ort wurde vom Isenheimer Altar, aber auch von sakraler Kunst aus der Zeit um 1920 inspiriert.
GLASFENSTER
Die ursprünglichen Glasfenster, mit Farben unbekannter Konsistenz auf sandgestrahltes Glas gemalt, gingen verloren, da die Technik nicht haltbar war und Vandalismus nach 1948 ein Übriges zur Zerstörung beitrug. Die Farben der Glasfenster konnten von der Firma DERIX „rekonstruiert“ werden anhand eines Teil-Farb-Entwurfes, welcher Heinz Ort Wilhelm Waibel noch persönlich geschenkt hatte. Für den „Inhalt“ der übrigen Glasfenster bildeten die SW-Fotos von Frau Ott-Albrecht die Basis.
Die Fensterthemen sind eng mit den Kriegsgefangenen verbunden.
In den seitlichen Apsisfenstern nehmen die zwei Soldatenheiligen Martin und Georg Bezug auf das einstige militärische Dasein der Gefangenen. Der Hl. Martin ist als ursprünglich romano-gallischer Patron das Bindeglied zum französischen Militär.
Im Langhaus mäandert die Bildabfolge zwischen Nord- und Südwand. Der Zyklus beginnt mit der Geburt Jesu. Für Maria wurde das Porträt der Ehefrau des Kommandanten de Ligny intentionell verwandt. Auch in den Folgeszenen gebrauchte der Künstler stets wieder Porträts von Mitgefangenen oder französischem Besatzungspersonal; je nach Szeneninhalt entstanden so positive, aber auch kritische Konnotationen.
Das Fensterprogramm hatte für viele Gefangene einen indirekten biographischen Bezug.
Eine ausführliche Beschreibung der Fenster findet sich in dem Kirchenführer bei den Publikationen.
ALTAR
Authentisch ist der Altar mit Analogien zur Schreinerei der Zeit um 1930/40.
Unter der Altardecke existiert noch der Weihestein aus einer Waschbetonplatte. Nach den Veränderungen durch das II. Vaticanum (1962-1965) wurde der Standort des Altares von der Apsisrückwand zum Volk hin vorverlagert.
LAMPEN
An den Längswänden sind Schalenlampen aus Aluminium auf bandeiserne Spiralen montiert.
Identisch zu diesen Modellen hängen von der Decke drei Radleuchter herab, die diese Motive aufnehmen: an eisernen Stangen, Ketten und Reifen illuminieren silberne Aluminiumschalen kombiniert mit Spiralen den Raum. Materielle Grundlagen der Leuchtkörper bildeten Rohstoffe, die die Singener Metallindustrie bot: Eisen und Aluminium.
TABERNAKEL
Ebenfalls original ist der Tabernakel; ein schlichter Holzkasten mit zwei Messingreliefs auf den Türen.
OSTERLEUCHTER
In ähnlicher Art ist der Osterleuchter gefertigt: ein konisch, sich nach oben verjüngender Messingzylinder trägt die Tropfschale.
Den Schaft zieren Flachreliefs mit der nimbierten Hand Gottes unter einem Wolkenband, dem Lamm Gottes mit der Fahne, der nimbierten Heilig Geisttaube und dem Spruch EGO SUM VIA VERITAS ET VITA (ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben).
WEIHWASSERBECKEN
Ebenfalls in Messing ausgeführt sind die zwei Weihwasserbecken neben der Tür zur Vorhalle. Angelegt als Messingschilde von ovaler Form, halten sie im unteren Drittel die Wasserbecken, darüber sind die Flächen mit Kreuzen, konvexen Punkten und Spiralmustern gestaltet.
KIRCHENBÄNKE
Die Kirchenbänke der Theresienkapelle wurden nach den Beispielen in der Singener Herz Jesu Kirche ausgeführt.
Die Theresienkapelle ist seit 2015 eine Gedenkstätte im Rahmen der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten Baden-Württemberg (LAGG) bei der Landeszentrale für politische Bildung. Die Kapelle ist nicht frei zugänglich, sondern kann nur bei Führungen besichtigt werden.
Carmen Scheide
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Im Rahmen der Museumsnacht konnte die aktuelle Ausstellung "70 Jahre Theresienkapelle" durch Herrn Oberbürbermeister Bernd Häusler eröffnet werden.
Thomas
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Premiere der DVD Version des Werkes des Dokumentarfilmers Marcus Welsch, der die wertvollen Arbeit des Singener Ehrenbürgers Willi Waibel bezüglich der historischen Aufarbeitung dokumentiert.
Thomas
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